Made in Germany: Der/die/das Deutsche in dir

Wer sich einmal ganz genau den Deckel des leckeren Joghurts „Griechischer Schafmilch Joghurt – im Becher gereift“ ansieht, entdeckt dort links eine Ansammlung von Steinen, die an die Akropolis erinnert. Von rechts drängt sich ein Bottich ins Bild, in dem eine weiße Masse wabert. Dahinter lugt der Kopf einer Ziege hervor, der sich neugierig in Richtung Bildmitte schiebt. Die Szene spielt sich vor einer grasbewachsenen Hügellandschaft ab. Ganz klar, das ist Griechenland. Jedenfalls das Klischee davon. Wie würde es aussehen, ließe man denselben Grafiker den Deckel eines deutschen Joghurts designen? Vielleicht links das Brandenburger Tor, rechts Schloss Neuschwanstein und dazwischen: ein Bollenhutmädchen mit Bratwurst in der Hand. Vegan natürlich. Vielleicht hat sich das Mädchen auch am Asphalt angeklebt?
Ein deutsches Wort? Strumpfhose.
Fragen Sie Engländer, was deutsch ist, kommen gern Bier, Oktoberfest sowie Personen und Ereignisse aus der finsteren Zeit zwischen 1933 bis 1945. Viele Spanier denken an deutsche Automarken, Franzosen noch immer an la Merkel (selten an le Scholz), Italiener an Deutsche, die im Urlaub Outdoor-Klamotten tragen (also: quasi alle). Aus Sicht vieler Deutscher sind vermutlich Planung, Präzision und Sportverein deutsch. Wer ausländische Freunde fragt, welche Worte sie auf Deutsch kennen, hört oft „Abseits“, manchmal „Strumpfhose“ und „Achtung“ (in Berlin außerdem: „Schienenersatzverkehr“). Und immer wieder: „Verboten“.
Noch, möchte man sagen, denn ein Nachbarland macht den Deutschen die Marktführerschaft beim Verbieten streitig: das schöne, sympathische Belgien. Seitdem die Gemeinden die Freiheit erhalten haben, die öffentliche Ordnung nach gut dünken zu regeln, hagelt es in dem Land Verbote. In Sint-Niklaas zum Beispiel ist das Besteigen von Bäumen verboten, in Lokeren das Schneeballwerfen. In Hasselt darf man während des Karnevals niemanden erschrecken. In Lier darf man nicht mehr als fünf Katzen halten. In Antwerpen wurde ein Mann, der eine Dose Bier in einem Einkaufszentrum geöffnet hatte, zu drei Sitzungen bei den Anonymen Alkoholikern verdonnert. Woher nur kommt diese Lust am Verbieten? Was geht in den Köpfen der belgischen Kommunalpolitiker vor? Sind sie im Rausch der Macht? Oder geht‘s nur um Gebühren? Vielleicht bringt ja beim nächsten Besuch ein Blick auf die belgischen Joghurtbecher die Antwort.