Erfurt Anwendungstechnik
Als Papierfabrik wurde Erfurt & Sohn 1827 von Friedrich Erfurt in Wuppertal gegründet; 37 Jahre später entwickelte sein Enkel Hugo Erfurt die Rauhfaser-Tapete. Als Partner des Profis sieht sich Erfurt heute – stets im engen Kontakt mit den Anwendern.
Einen besonderen Stellenwert im Unternehmen nimmt darum der Bereich Anwendungstechnik ein. Bis heute ist der Spezialist für überstreichbare Wandbeläge dem Produkt Papier treu geblieben, wenn auch über die Jahre und Jahrzehnte hinweg zahlreiche neue Produkte hinzukamen. Eine Ahnung, wie groß das Produktspektrum aktuell ist, konnten sich in den vergangenen Monaten Besucher der Heimtextil, der FAF Farbe, Ausbau & Fassade oder auch der Mega Messe (wir berichteten) machen. Stets am Messestand vor Ort und für jeden Kunden und Anwender ansprechbar war Martin Erfurt, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens in siebter Generation.
Welche Rolle spielt die Anwendungstechnik bei Erfurt? „Das ist ein äußerst wichtiger Bereich, denn wir sehen uns als Partner des Profis, der unsere Produkte verarbeitet. Wir probieren die Produkte, bevor sie in den Markt gehen, ausführlich aus und testen sie auf unterschiedlichen Wänden, bei unterschiedlichem Klima. Die Produktentwicklung arbeitet eng mit der Anwendungstechnik zusammen. Hier sind wir meiner Meinung nach in der Branche führend, weil wir den Prozess auch aus der Sicht des Papiermachers sehen.“ Die Anwendungstechnik bei Erfurt testet regelmäßig eigene und fremde Vliese und gewichtet die Ergebnisse in einer Matrix mit Punktzahlen, um die aus Sicht von Erfurt beste Anwendung zu bestimmen. Dabei geht es zum Beispiel um das Schneideverhalten bei nassem Vlies. Martin Erfurt: „Bleiben Fasern am Vlies hängen, wenn ich es abklebe? Wie ist das Anstrichverhalten: Stehen Fasern hoch oder nicht? Ist das Bild scheckig nach dem Anstrich? Muss ich ein- oder zwei Mal streichen? Das sind wichtige Kriterien für professionelle Anwender und Verbraucher, die wir nachvollziehbar kategorisiert haben.“
Oliver Rudolph wurde 1999 stellvertretender Leiter der Anwendungstechnik, seit 2007 leitet der gelernte Maler- und Lackierermeister den Bereich bei Erfurt. In dieser Funktion hält er auch den Kontakt „nach draußen“, berät Handel und Handwerk und bemustert Kunden mit noch nicht auf den Markt gebrachten Produkten. „Wir haben immer ein Ohr am Markt und sind immer dabei, neue Einflüsse einzufangen und umzusetzen. Was passiert draußen, was wird gewünscht? Darum geht es“, erklärt Rudolph.
„Erfurt ist international aufgestellt und verkauft Produkte zum Beispiel auch nach China. ‚Made in Germany‘ hat dort einen hohen Stellenwert“, sagt Marketingleiter Frank Seemann. Vor Ort – und selbst in China – zeigt das Team um Oliver Rudolph Verarbeitern regelmäßig, wie das Material eingesetzt wird. Auch auf Broschüren und in Anwendervideos ist er zu sehen. Mindestens einmal im Jahr steht er für solche Aufgaben vor der Kamera. Ein immer wiederkehrendes Thema seiner Arbeit ist aber das Zerlegen, Untersuchen und Überprüfen von eigenen Produkten und von Fremdware, um sie anschließend zu bewerten. „Für uns und auch für den Anwender sind dabei drei Punkte besonders wichtig: die Haptik, also: wie fühlt es sich an – eher brettig oder geschmeidig?, die Verarbeitung, also: wie lässt es sich schneiden, anlegen?, und das Beschichtungsbild, also: Wie sieht es nachher aus und ist es reklamationsfrei?“, sagt Oliver Rudolph. Er und sein Team erhalten die Ware ohne Label vom Produktmanagement: „Wir wissen beim Testen also nicht, was wir vor uns haben.“ Die Qualitätssicherung von Erfurt mit hochmodernem, neuen Prüflabor (QS) ist rund um die Uhr besetzt und arbeitet eng mit der Anwendungstechnik zusammen. Diese wiederum ist eng mit Forschung und Entwicklung, aber auch mit Produktion, Marketing, Produktmanagement und Controlling verbunden. Das sind, was die Tests angeht, in etwa zehn Personen plus immer wieder Externe, wie zum Beispiel Maler. Diese Arbeit mündet nicht selten in neue Produkte oder Verbesserungen wie etwa zuletzt das Variovlies T 150 Airless Vlies ohne aufstehende Textilfasern. Rudolph: „Von Anwendern kam zum Beispiel auch die Frage auf, ob die Vlies-Raufaser nicht andersherum gewickelt sein könnte, also mit der Farbseite nicht nach außen, sondern nach innen, weil das für den Maler in der Wandklebetechnik einfacher anzubringen ist. Für den Do-it-yourselfer bleibt die ‚schöne‘ Seite außen, aber für den Profi haben wir sie daraufhin tatsächlich nach innen gelegt."
Alexander Radziwill

Produktion an der Maschine PM5 bei Erfurt: Oliver Rudolph und die Anwendungstechnik stehen in engem Kontakt mit der Qualitätskontrolle, dem Vertrieb, Forschung & Entwicklung und Marketing. Unter www.erfurt.com/de/services/videos/ sind die Anwendungstechniker in Videos zu sehen.